Mehr als Steine
MICHEL LUCIUS, DER VATER DER LUXEMBURGER GEOLOGIE
Michel Lucius war nicht nur ein brillanter Wissenschaftler, sondern auch ein Abenteurer, dessen
außergewöhnlicher Lebenslauf weitgehend unbekannt ist.
Vielen ist der Name Michel Lucius bekannt, weil eine hauptstädtische Sekundarschule nach ihm
benannt ist. Die offizielle Einweihung, am kommenden 22. September, des restaurierten Geburts-
hauses in Reimberg bietet eine wunderbare Gelegenheit, einen Gelehrten zu entdecken, dessen
Persönlichkeit, Leben und Wirken tiefe Spuren nicht nur in der Geschichte der Luxemburger Geo-
logie, sondern auch bei jenen hinterlassen hat, die ihn persönlich kannten.
Für uns war es immer nur "Monni Misch", so Jacques Bintz, der ab 1954 mit Michel Lucius in der
staatlichen Geologie-Abteilung zusammenarbeitete. Stets hatte er ein freundliches Wort und eine
helfende Hand für seine Mitmenschen. Michel Lucius habe nicht nur Großes geleistet für die Geo-
logie des Großherzogtums, sondern er sei auch ein bescheidener und toleranter Mensch geblieben,
der sein Wissen stets bereitwillig teilte.
Die Erstellung einer geologischen Karte des Landes in acht Bögen in einer Rekordzeit von nur 14
Jahren (zwischen 1936 und 1950) stellt, neben zahllosen Publikationen und Büchern, das wohl
größte Lebenswerk des Dr. Michel Lucius dar. Sie zeugt nicht nur von seinem wissenschaftlichen
Können, sondern auch von der grenzenlosen Energie und Liebe, die er in seine Arbeit steckte.
Umso mehr, wenn man bedenkt, dass Lucius zu Beginn dieses Unterfangens schon 60 Jahre alt
war. Die Wichtigkeit und Größe des Projekts wird auch verdeutlicht, wenn man bedenkt, dass
Belgien heute noch keine genaue geologische Kartografierung seines Territoriums besitzt.
Zu Michel Lucius Zeiten drehte sich die Arbeit des Geologen hauptsächlich um die effiziente
Lokalisierung und Ausbeutung von Naturschätzen und die geologische Kartografierung.
Mit der Geologie der Wissenschaft vom Aufbau, der Zusammensetzung und der Struktur der
Erde, ihren physikalischen Eigenschaften und ihrer Entwicklungsgeschichte sind jedoch zahl-
reiche andere Wissensgebiete eng verbunden. So zum Beispiel Fragen bezüglich der Wasser-
versorgung und des Wasserschutzes.
Michel Lucius erstellte schon 1922 eine Studie über die Möglichkeiten zur Wasserversorgung
in Esch-Alzette für die 30 darauffolgenden Jahre. Er war es auch, der 1955 die ersten Bohrungen
im Auftrage der Familie Bofferding in Rosport durchführte. Die Arbeiten führten 1959 zur Er-
schließung der noch heute genutzten Mineralwasserquelle. Seine Rolle in der Planung und Ausfüh-
rung der größten Trinkwasserreservoirs der Großherzogtums, des Staudammes von Esch-Sauer
zwischen 1955 und 1957, war maßgebend.
Um sein Andenken zu ehren, wurde 1980 die damalige Mittelschule des hauptstädtischen Limperts-
bergs in Lycée Technique Michel Lucius umbenannt. Auch die dritte in Bad Mondorf erschlossene
Quelle trägt seinen Namen.
Als passionierter Geologe und Vorreiter der modernen Geologie hat Dr. Michel Lucius seiner Heimat,
die er so oft verließ, große Dienste erwiesen und ist doch immer ein diskreter und stiller Held geblie-
ben. Michel Lucius verstarb am 13. April 1961, im Alter von fast 85 Jahren, am Schreibtisch seines
Büros im Gebäude der Straßenbauverwaltung in Luxemburg.
So kannten viele den Forscher Michel Lucius: mit Spazierstock und Hammer ausgerüstet erkundete er
nicht nur Russland und die Türkei, sondern vor allem auch die Öslinger Landschaft. Michel Lucius leiste-
te einen maßgeblichen Beitrag zum Bau des Stausees in Esch-Sauer Mitte der 50-er Jahre, Mineralwas-
serquellen in Mondorf und Rosport tragen seinen Namen.
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